Durch rückhaltloses Denken in rücksichtsvoller Offenheit unterzieht die Gynäkologin Christina Schlatter Gentinetta die moderne Medizin einer kritischen Reflexion. Mit dem Buch bahnt sie den Weg für eine Ethik, die bei der Begegnung zweier Menschen beginnt.
Mit der exponentiellen Wissenszunahme entsteht immer mehr Nichtwissen, mit zunehmender Dichte der Richtlinien zum ärztlichen Handeln verbreitet sich allerorts Unzuständigkeit. Wenn Ärzte zu unpersönlichen Leistungserbringern mutieren, bleibt die Patientin im klinischen Betrieb angewiesen auf ein Gesicht, dem sie vertrauen kann. Woran ist die Medizin erkrankt? Wie kann eine Ärztin heute Verantwortung übernehmen?
Die Autorin nähert sich solchen Fragen, indem sie eine philosophische Anamnese der Medizin als soziales Phänomen unternimmt. Zahlreiche praktische Beispiele eröffnen die Schauplätze für Gedanken, die sich an zeitgemäßen theoretischen Texten von Lyotard, Luhmann, Fleck und Butler orientieren. In der gegenseitigen Wahrnehmung in unüberbrückbarer Differenz von Patientin und Ärztin ortet Schlatter Gentinetta Ansätze für eine künftige Ethik der Ästhetik.
Christina Schlatter Gentinetta, geboren 1968, lebt und arbeitet als Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in Zürich.