Von Platon einst als Grundbegriff etabliert, ist der Enthusiasmus aus der Philosophie fast verschwunden. Dieses Buch unternimmt eine Rehabilitierung des verdrängten Begriffs.
Die Geschichte dieser Verdrängung wird in zwei Anläufen nachgezeichnet. Einerseits hat der antike Melancholiediskurs den Enthusiasmus als Krankheitssymptom inkorporiert – eine Unterwerfung, die über die Renaissance bis in die Moderne (Heidegger) nachwirkt. Andererseits stand der Enthusiasmus im Widerstreit zum stoischen Gebot der Leidenschaftslosigkeit (apatheia). Das Idealbild des nüchternen Denkers diente in der Neuzeit nicht nur zur Konstitution der Naturwissenschaft (Bacon), sondern ebenso zur Diffamierung Andersdenkender (Locke). Mit Platon, Shaftesbury und Jaspers kommen nun drei prominente Befürworter des Enthusiasmus zu Wort. Ist die Philosophie gar als Kultivierung eines besonnenen Enthusiasmus zu verstehen?
Bernd Bösel, geboren 1977 in Tulln, lebt als freier Philosoph und Supervisor in Wien.