Philosophie eines Ungeborenen stellt eine radikale Rekonstruktion des Leiblichen vor und führt so zu einer Philosophie, die Sprache als primär verkörperte Sprache versteht. Eine Philosophie, die das Geistige nicht auf neuronale Prozesse reduziert, sondern als intersubjektives, verkörpertes Werden begreift.
Körper – Gehirne, Organe, Knochen und Drüsen, wir setzen sie als gegeben voraus. Hier scheint schon immer ein Subjekt vorhanden zu sein, ob es nun in eine bereits geformte Welt geworfen wird oder seine Welt laufend gestaltet. Diesen bereits geformten, bereits gewordenen Körpern wird das Ungeborene, das Ungeschaffene, das noch Ungemachte gegenübergestellt. So trifft das Dasein auf das Noch-nicht-Hiersein, trifft Voraussetzung auf Voraussetzungslosigkeit. Die Philosophie eines Ungeborenen lädt dazu ein, das subjektive Dasein zu rekonstruieren, wieder ungeboren, leer und nackt zu werden, die Menschwerdung bewusst zu verfolgen und sich seiner Voraussetzungen im Denken und Handeln bewusst zu werden.
Andrea Christoph-Gaugusch, geboren 1977 in Wien, ist Klinische Psychologin und lebt nahe bei Wien in Eichgraben.